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«Ich bin wütend und traurig»

Reiste für die Vollstreckung des Gerichtsbeschlusses in den Iran: Ameneh Bahrami, wie sie vor dem Angriff aussah (r.)und heute (l.). (Bilder: Diana Djeddi, ZVG)

Die iranische Justiz hat eine Vergeltungsaktion verschoben, mit der eine mit Säure verunstaltete und geblendete Frau an ihrem Peiniger Rache üben wollte. Das berichtete die iranische Nachrichtenagentur ISNA. Ameneh Bahrami hätte ihrem Peiniger in einem Spital in Teheran Säure in die Augen träufeln wollen, damit er erblindet.

Bahrami war nach Angaben ihres deutschen Verlages «wütend und traurig» über die Verschiebung. Die Blendung sei «aus fadenscheinigen Gründen» abgesagt worden, zitierte der mvg-Verlag in München die Frau in einer Mitteilung.

«Angeblich war kein Arzt da. Das stimmte aber nicht. Bei uns stand ein Arzt, der sagte, dass er extra für die Vollstreckung gekommen ist», stand in der Mitteilung. Später habe es geheissen, es sei versehentlich das falsche Spital gewählt worden.

Verschmähte Liebe

Die 32-jährige Iranerin hatte 2008 vor Gericht erstritten, dass sie den Attentäter nach dem Prinzip Auge um Auge strafen kann. Der Mann hatte Bahrami vor etwa sechseinhalb Jahren Schwefelsäure ins Gesicht geschüttet, weil sie seine Heiratsanträge abgelehnt hatte. Seitdem ist sie trotz mehrerer Operationen blind, ihr Gesicht ist entstellt.

Warum die Vergeltung verschoben wurde und wann sie nun stattfindet, wurde zunächst nicht bekannt. «Mir wurde gesagt, dass die Vollstreckung nur verschoben ist und diese Woche nachgeholt wird», zitierte der Verlag Bahrami. Sie müsse spätestens am 24. Mai wieder nach Spanien zurück, um ihre Aufenthaltsgenehmigung dort verlängern zu lassen. Bahrami lebt in Spanien und war für die Racheaktion nach Teheran gereist.

«Der iranische Parlamentspräsident Laridschani hat an alle Beteiligten ein Fax geschickt, dass die Vollstreckung ausgesetzt wird - ausser an mich», wurde die Iranerin von ihrem Verlag zitiert.

Appell von Amnesty International

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte sich am Freitag gegen die Blendung ausgesprochen. Im Interview mit «Spiegel Online» sagte Bahrami: «Was ich tue, soll ein abschreckendes Beispiel sein für jeden Mann, der sich von einer Frau, die er angeblich liebt, zurückgestossen fühlt und mit einem Anschlag Rache nehmen will.»

Nach islamischem Recht erlaubt das «Auge um Auge»-Prinzip Opfern, dem Täter das gleiche Leid zuzufügen. Bahrami wurde in einem Gerichtsurteil das Recht zugestanden, dem Mann, der wegen der Tat eine Gefängnisstrafe absitzt, mit einer Pipette je fünf Tropfen Säure in beide Augen zu träufeln. Der Mann sollte dafür betäubt werden.

Der Fall und die Entscheidung des Gerichts hatten weltweit für Aufsehen gesorgt. Auch iranische Stellen hatten versucht, das Opfer umzustimmen und dazu zu bewegen, auf die Vollstreckung zu verzichten.

Bahrami hatte ihre Geschichte in einem Buch publik gemacht. Mehrere Menschen hätten ihr, wohl aus humanitären Gründen, Geld geboten, wenn sie auf die Vergeltung verzichte, sagte Verlagssprecherin Julia Loschelder.

SDA/kpn